jeudi 27 août 2020

Maré -Journalseite


Ich heiße Maré. Eigentlich heiße ich Marie, aber wen interessiert es denn so genau? Alle nennen mich Maré (Marie, Marei, Maria, Mareille.....wie marée - französisch Gezeiten) hier ein gängiger Kosename für Marie, Maria und alle anderen Variationen mit dazu.
Wir schreiben das Jahr 2008 und ich bin heute 25 Jahre alt geworden und studiere im vierten Semester Medizin. Noch weiß ich nicht welche Fachrichtung ich anstreben soll. Ich habe noch ein Jahr Zeit um es herauszufinden. Eventuell werde ich mich für die Chirurgie entscheiden. Sicher bin ich mir jedoch nicht. Innere Medizin ist auch ein interessantes Fachgebiet. Ebenso die Kardiologie. Es wird vielleicht doch noch die Chirurgie werden. Für drei Monate war ich der Chirurgie zugeteilt und ich habe mich da richtig wohlgefühlt. Und wenn ich mich irgendwo wohl fühle, bringe ich mich mit Herz und Kopf und Seele ein.

Heute bin ich zum Essen verabredet. Ich mache mir gar nichts aus chinesischem Essen, aber ich habe ein paar Kommilitonen eingeladen mit mir zu feiern und hier kann man zum "Studentenpreis" gut essen und ausgelassen feiern. Und die Glückskekse hier prophezeien immer das Leben haargenau. Nun ja, traf bis anhin immer alles.....fast alles zu.
Nicht dass ich an so einen Esotherikkram glaube, aber man braucht, oder ich brauche, im Leben irgendwelche Anhaltspunkte, irgendwelche Hoffnungen, wenn man das so sagen kann, vorantreiben. Mag sein, dass es albern ist, oder kindisch, aber ich mag die Zettelchen in den Glückskeksen. Die Kekse esse ich fast nie.
Aus Geburtstagen mache ich mir auch nichts. Warum? Ich fühle mich nicht wohl im Mittelpunkt zu stehen. Nicht einmal an meinem Geburtstag. Es ist viel mir zu intim, mich der Heftigkeit meiner Emotionen auszuliefern, meiner eigenen Heftigkeit. Mich meinen Kommilitonen so zu zeigen.
Also kusche ich vor meiner Wildheit. Ich möchte niemandem gefallen.
Männer gefallen sich selbst und Frauen möchten anderen gefallen. Ob die Natur dem Menschen diese Eitelkeit schon in die Wiege legt? Ob ich gezähmt wurde, wie alle Mädchen gezähmt werden ab einem gewissen Alter oder schon ab der École Maternelle, zurückhaltend zu sein? Die Wildheit, das Selbstglück, der Forschertrieb so klein wie möglich zusammenzufalten um nicht aufzufallen? Eigentlich nicht. Im Gegenteil: man förderte meine Wildheit sogar.
Ich habe mich der Gesellschaft zumindest äußerlich angepasst, wie man sich der Mode anpasst, um nicht als Eigen zu gelten, um nicht rebellisch zu wirken.
Das Eigentliche...... die wilde Natur, behalte ich für andere unsichtbar, ich zeige sie nur sehr wenigen Menschen.

Und heute sitze ich da, umgeben von  Frauen und Männern in meinem Alter die "Happy Birthday" singen, grölen und mich abknutschen als wäre ich ein Stofftier und sie kleine Kinder.
Ich bin vor Verlegenheit rot bis zum Haaransatz und wäre lieber unsichtbar.

Kurz vor Mitternacht, bitte ich um die Rechnung. Die Bedienung stellt ein winziges silberfarbenes Tablett mit einem Zettel und einem Glückskeks vor mich. Während ich mein Portemonnaie öffne und die gewünschte Summe und etwas Trinkgeld auf das Tablett lege, verteilt sie Glückskekse und einen Espresso an alle.

Auch dieser Tag ist vorbei und ich bin ein paar Stunden älter.

Zu Hause breche ich den Glückskeks auseinander.
"Du solltest deiner Sehnsucht folgen" steht auf dem kleinen Zettelchen.

Als würde sie gerade mitlesen, so schnellt die Sehnsucht urplötzlich hoch und packt mein Herz mit beiden Händen und hält es fest umklammert, als würde sie mir befehlen: "Du kommst jetzt mit mir und wir suchen den einzigen Menschen bei dem du diesen Gezeitenwirbel erlebst und dich fallenlassen kannst!"

Ich mich fallen lassen? denke ich. Ich kenne niemanden, bei dem ich es tun könnte. Dieser Gezeitenwirbel ist jetzt nicht angebracht. 
Ich war schon oft verliebt. Tant pis! Dann sollte es wohl nicht werden. Ich habe begehrt, mit dem Herzen und mit den Sinnen. Herzrasen, amoureuse Appetitlosigkeit, Erotik und die Angst, ob ich ihm genug bin, ob er mich denkt wie ich ihn denke. 
Und dann kam das Ver  dazwischen. Verlieben ist das Gegenteil von Liebe. Verlieben ist wie verirren, verfahren, verlassen. Das Strubbelhaar das man nicht mag, die Wildheit die anstrengend wird.Die Eifersucht die aufkeimt, wächst und blüht, die sich ans Herz klammert, es umschlingt, sich davon ernährt und herauswächst. Und man nennt das sogar Liebe. Das Ver davor ist die Liane.
Man will nicht mehr und beginnt sich einzubilden es wäre Liebe weil man nicht verlieren kann, oder man lügt erst recht dann, wenn der andere sagt, dass er mehr möchte und man Angst um seine Freiheit hat. Ich kam nie aus den Anfängen heraus, nie über das Begehren hinaus weiter.  Als es ernst wurde, man sich gegenseitig tiefer in die Augen sah und die ernsteren Fragen gestellt wurden, wovon man träumt, wovon man Angst hat, wie man die Welt sieht und auf die Fragen nicht die erhofften Antworten kamen, war man enttäuscht und man redete nicht mehr darüber. Man beginnt ein Versteckspiel und man lügt. 
Fallen lassen? Ich kenne niemanden, bei dem mein Herz, Mut hätte, wie ein Stein in dessen Herzmeer  bedingungslos sinken ohne mich zu fragen ob es das Richtige tut. Also lass mich in Ruhe Sehnsucht, mit deinem Gezeitenwirbel. 
Es sind doch immer die Emotionen, die die Liebe messen,
dachte ich bevor ich einschlief. Liebe die wir fühlen, das Gefühl, das wir erleben, das wir nicht kontrollieren können, das uns zerbrechlich und einzigartig macht, und wenn wir sie wahrnehmen, verändert es unser Gleichgewicht.

Ich bin die Geisel meiner Emotionen. Ich bin in meinen Gefühlen gefangen. Sie reagieren, sie regieren, sie befehlen. Es ist nicht meine Rationalität. Ich bin kein rationaler Mensch. Meine Gefühle sind meine Diktatur. Meine Träume, die warten in der Warteschleife und die Zeit, die verhandelt emotional. 
Ich bin tief in meinem Herzen Geisel. Eingeschlossen in irgendeiner von vier Herzkammern. Hinter den Deichen,jenseits den Herzhäuten die mein Ertrinken verhindern. Ich fühle mich da sicher und unantastbar.

Ich habe manchmal das Gefühl, ich würde  zu viel vom Leben  und von der Liebe verlangen und mein Herz muss sich doch langsam daran gewöhnen. Ich bin mein eigener Henker, von dem, was ich toleriere, akzeptiere, ablehne. Das Zähmen interprätiere ich falsch. 
Manchmal wünschte ich, ich könnte mein Herz innehalten lassen es bitten weniger zu fühlen, anders zu fühlen lernen. Liebe fühlen und keine Eifersucht. Zu wissen, dem Herzen vertrauen und es fühlen lassen wann und wie man sich fallen lässt.  Ich wünsche mir einen Herzfrühjahrsputz, nur um zu sehen, ob durch Entfernen des Staubes meine Gefühle erneuert werden und die Sehnsucht nach dem Fallenlassen verschwindet. 

Ich fühle jetzt wie sich die Nacht über mich, über meine Gedanken, über meine Sehnsucht und über meinen Körper legt und mich sanft in den Schlaf schubst.
Das Zerdenken der Gedanken ist ein gedankenloses Denken....Ich werde jetzt nicht die Herzschläge zählen......
und ich werde keinen einzigen Gedanken mehr entwirren......


Ich schlief tief und fest und traumlos bis der Handywecker mich mit "Morning Strum" summend und "es ist 05:30" aus dem Tiefschlaf in den Tag riss. 
"Nun bin ich 18 Stunden und 31 Minuten älter!" dachte ich während ich mit dem linken Zeigefinger sanft über "verwerfen" streichelte, um den Handywecker auszuschalten. .







jeudi 20 août 2020

Der (un)logische Alltag

Sie parkte ihr Auto im Parkhaus der Klinik, auf dem ihr zugewiesenen Platz für den ihr jeden Monat fünfzig Euro vom Gehalt abgezogen werden. Studentenpreis.
Sie musste noch ganze zwanzig Minuten zu zu Fuß gehen, bis sie das Haus mit der Nr. 4 erreichte.
Kleine Menschen, kleine Schritte. Diese vier Worte bildeteten ein Gedanke.
Bordeauxrote Leinenbundfaltenhose, weiße kurzärmelige Baumwollhemdbluse mit Stickerei, viel zu unbequem für die brütende Hitze schon am frühen Morgen, den ausgetrockneten Asphalt unter ihren Sandalen und ihren Schatten, der sich  unter ihr, hinter ihr, neben und vor ihr zusammenzog und streckte. Mal war sie winzig, mal war sie riesig. Um sie herum große Backsteinbauten, hohe Wände, teilweise offene Fenster. Ihr Alltag des Lebens.
Im Haus mit der Nr. 4 verschwand sie und stellte sich ebenso wie die Tage zuvor vor die Tomographen und sah sich das Innenleben anderer Menschen in Scheiben an. Sie fühlte ihre Ängste, als wären es ihre eigenen. Ganze neun Stunden wird sie das tun müssen, bevor sie den Tag als Erinnerung zusammenrollen und wegstecken darf.
Ein daumennagelgroßes tränenförmiges Bergkristall hing an einem filigranen feinen Goldkettchen um ihren Hals.

"Merde," schimpfte sie vor sich hin. Diese Träne bergkristalline Träne hat sie durch das Studium begleitet. Mit der rechten Hand hielt sie es fest, während sie mit der linken Hand ihre Examenarbeiten schrieb und sich durch alle Hürden kämpfte.
In den MRT- und Röntgenräumen, sowie in den OP`s ist Schmuck jeder Art verboten.
Ihm BH-Körbchen sieht niemand nach, dachte sie und befestigte das Kettchen mit der Träne am BH-Träger und versteckte die Träne unter ihrer Brust. Herznah, soll sie ihr Glück bringen.
Auch eine Art Sehnsucht - die Hoffnung auf Glück.
Nachdem sie fast neun Stunden, die Pausen die sie mit Lernen verbrachte miteingerechnet, Praktikum in dem sie half ein paar Lebensläufe auf die Korrektur vorzubereiten, hinter sich gebracht hatte, schlüpfte sie in ihre Nachhausekleidung und machte sich auf den Heimweg.

Der Eingang vom Haus Nr. 4 der Klinik (die fast die Größe einer kleineren Kleinstadt hat) ist etwas verwinkelt. Da gibt es ein Fenster, in dem sich im Sonnenuntergang, oder im Licht der Nacht sich ein anderes Fenster darin spiegelt wie ein weißes Blatt Papier unter einer Glastischplatte.

Überall sehe ich schon Röntgenbilder hängen, dachte sie als sie vor dem Fenster stehen blieb und das blassweiße fast transparente Schattenblatt betrachtete und entdeckte ihr Spiegelbild
Dann strich sie sich über die strubbeligen Haare. Einige Strähnchen haben sich aus dem sorgfältig gebundenem Chignonknoten, für den sie extra eine halbe Stunde früher aufgestanden ist, gelöst. Die Mathelehrerin, fiel ihr ein ......wie sagte ihre Mathematiklehrerin dazu? Ach ja, "Bohnenkraut". "Bändige dein Bohnenkraut auf dem Kopf, binde es zusammen, oder schneide es kurz."
"Witzig! Meine Haare sehen wirklich aus wie Bohnenkraut," stellte sie fest. Aber wieso mögen manche keine krausen Haare? Wobei stören denn krause Haare? Sie sehen ungekämmt aus. Chaos auf dem Kopf. Ich werde es nie verstehen lernen. wieso man krause Haare Chaos, Bohnenkraut und ungepflegt bezeichnet, Nun ja, mit geraden Haaren kann man tolle Frisuren machen, man kann sie bändigen und sie sehen gepflegter aus." sinnierte sie kurz und beeilte sich endlich nach Hause.


Der Sonnenuntergang zeigte sich noch kurz ein einem blassen Violett und verschwand. Und mit ihm, verschwand auch die Sandfrau in ihrem Bett.

Die Nacht umhüllte die Dämmerung des Tages mit ihrem indigofarbenen Mantel.

On devrait pouvoir se laisser bercer, abandonné comme une algue devant la marée. Mais on est toujours emmené au large 








mardi 18 août 2020

Im Traum

Strandsandkörner rieselten aus ihren dunkelbraunen Locken und bildeten einn kleinen Sandhaufen mitten im Wohnzimmer.
Mit den Sandkörnern trug sie auch diese Sehnsucht ohne Namen nach Hause.
"Morgen werde ich im Meer schwimmen. Ich werde mich von den Wellen tragen lassen, treiben lassen,"  nahm sie sich für den nächsten Tag vor, bevor sie ins Bad ging.
Maré war vom langen Tag erschöpft und nach einem reinigenden und entspannenden Bad, schlief sie sofort ein.
Sand, Wasser, Salz, Sand, Wasser und Stille. Man ist nur ein Stück Treibholz im Fluss der Zeit und die Gefühle sind nur ein Sandhaufen in der Sanduhr.

Im Traum, der dann zum Cauchemar wurde, lag sie in einem Tomographen und jemand las sich bildlich durch alle Schichten ihrer Emotionen, ihrer Gedanken bis auf das Rückenmark ihres Ichs.

Bleiben Sie ruhig, bleiben Sie liegen, bewegen Sie sich nicht. Nur noch einen Augenblick, nur noch einen Gedanken lang, nur noch diese eine Schicht.....Sie sind schön darin, Sie sollten es wissen. Sie sollten es allen zeigen. Sie zeigen nur das was sie bewusst wollen, damit man Sie nicht mag, damit man sie nicht liebt, damit man sie ablehnt. sagte eine wunderschöne, warme männliche Stimme.
Ich will auch etwas sehen, schrie sie und drängelte sich vor alle anderen die um den Tomographen herum standen. Ich sehe nichts! schrie sie erneut.
Bleiben Sie noch einen Augenblick ruhig liegen. flüsterte die Stimme an ihr Ohr.
Geht es weg? fragte sie ängstlich
Was? fragte er.
Ich weiss es nicht. 
Dann öffnete sie die Augen. Ich muss zurück in den Traum. Doch der war weg. Unausgeträumt.
Sie lag in ihrem Bett und nicht in irgendeinem Tomographen und eine nachtblaue Melancholie umhüllte sie.
Ihr tränenbenetztes Gesicht brannte und sie schmeckte das Tränensalz auf ihre Lippen. Im Traum hat sie geweint.

Im Traum kehrt der Tag zurück, auch wenn man ihn nicht zurückruft. Im Traum ist man unwillkürlich ein seelischer Wiederkäuer. Der Tag wird mit allem Logischen und Unlogischen erneut durchgelebt. Alle Ängste entladen sich wie eine Gewitterwolke in einem Albtraum. Die Natur des Menschen ist unerklärbar.
An manchen Tagen hat man besonders lange zu kauen. Sie sind hart, sie sind zäh, bitter und salzig. Und manche Tage schmecken wie ausgelutschtes Kaugummi. Ist die Süße darin weg schmecken sie fad.












jeudi 13 août 2020

Sehnsucht ohne Namen

Die Sonne stand schon sehr tief am Abendhimmel und das Abendrot zeigte sich in seinen wunderschönsten Farben. Wenn der Abendrothimmel sehr schön war, sollte der nächste Tag sehr schön werden, liest man in den alten Bauernregeln.
Sie rannte entlang der Dünen zum versteckten Strand in einer verwilderten Bucht in der wilde Myrthe und Cistrosen wild blühen. Der Sommerabendwind spielte mit ihren dunkelbraunen wilden Locken und wehte immer wieder eine Locke ins Gesicht.

Sie setzte sich in den sommerwarmen Sand und lauschte dem Rauschen der Wellen. Verspielt nahm sie eine handvoll feinen weißen Sand und ließ ihn körnchenweise durch ihre feingliedrigen Finger rinnen. Sanduhrspiel nannte sie es.
Dann zog sie ihre Sandalen aus und spielte mit den Zehen im Sand. Sie genoss es den Sand unter den Sohlen zu spüren und blickte lächelnd auf ihre Fußspuren im Sand. Sie krempelte ihre Jeans bis zu den Knien hoch und ging ins Wasser, watete lächelnd durch die Wellen.
Urplötzlich gleichzeitig mit dem nächsten Augenblick war sie da: - die Sehnsucht. Sie ist wie aus einem unbekannten Etwas emporgeschnellt und umfasste ihr Herz, bestimmte den Weg ihrer Gedanken.
Da gibt es doch etwas! flüsterte sie lautlos. Die Stimme der Sehnsucht ist leise bis laut, flüsternd bis schreiend.
"Ist das die Herzstimme?" dachte die Sandfrau. "Wenn ja, dann ist sie in diesem Augenblick aber sehr bestimmend."

Wie im Meer gibt es auch im Leben Gezeiten, sagt man. Diese Liebe, eine unbändig innige und tiefe Liebe in die man sich fallen lässt, sich ihren Tiefen hingibt, sich darin verliert, eins wird mit dem geliebten Menschen, um sich selbst zu finden und daraus herauswächst. Diese innere Entschlossenheit, ein inneres Wissen - im Leben etwas richtig zu machen und es fühlt sich richtig gut. an. Und Die Sehnsucht - eine Entdeckungslust im Wirbel der Gezeiten  - les remous de marée.

Die Sandfrau, nennen wir sie Maré (Marie, Marei, Maria, Mareille.....wie marée - französisch Gezeiten)  watete and Ufer, wartete bis die Abendsonne noch ihre Füße trocknete, streifte den Sand von den Füßen, schlüpfte in ihre Sandalen, klopfte sich den Sand von den Jeans und rannte den Weg an den Dünen entlang nach Hause.

"Den Menschen dem man tief in die Augen sieht, in den man sich auf den ersten Blick verliebt und sich gleichzeitig zu Hause fühlt, sagt man, soll es geben,"dachte sie während sie die enge mit alten Plastersteinen asphaltierte Seitengasse mit den kleinen Bauernhäusern die zum versteckten Strand führt entlanglief. "Man sieht jemanden in die Augen, lässt sich vom Wirbel deren Gezeiten mitziehen, lässt sich im Liebesmeer fallen und tragen. In jedem Blick suche ich den Menschen und an jedem Menschen den einen einzigen Blick der alles beinhaltet. Bis anhin fand ich diesen heftigen Gezeitenblick, in dem ich mich bis auf den Grund fallen lassen könnte, nicht. Die Sehnsucht nach dem "Sich fallen lassen können" bestimmt heute schon meinen ganzen Tag."

Es war ganz still um sie herum. Die Gasse war menschenleer. Die Sonne hatte sich in den Tag gebrannt und nicht einmal der Sommerwind am späten Abend konnte etwas Abkühlung verschaffen. Die leise Dorfmelodie wurde immer lauter. Das Dorfauge umgeben von vielen Getreidefeldern und Weingärten wurde im Hochsommer erst kurz vor dem Sonnenuntergang lebendig. Die Gärten werden bewässert, das Gras wird gemäht, oder das Heu wurde gewendet. Es duftete nach Essen, nach Ernte, nach reifem Obst und nach frischgebackenem Brot.
Kinder spielten noch in den Vorgärten und ihr Lachen war eine wunderschöne Liebesmelodie, eine Hommage an das Leben, das noch vor ihnen liegt.

"Verlieben kann man sich schnell, " dachte sie.
"Auch wenn es mit einem leichten Gezeitenwirbel beginnt, und später über die Lieblingsmusik und Lieblingsfarben gesprochen wird, mitunter auch über das Lieblingessen und über die Lieblingsjahreszeiten, kommen später die schwierigeren Fragen und die gefährlichen Fragen, wie welche Träume man hat, welche Urängste man in sich trägt. Oft nach den Antworten, die oftmals auf Unverständnis und Ablehnung stoßen, versucht man sich zu verstecken, oder allen Fragen so geschickt wie nur möglich auszuweichen. So bedeckt man die Nacktheit der Seele, vor spöttischen  Lächeln, vor Verletzungen und vor allem versteckt man sich vor sich selbst. Dann ist Ebbe auf die keine Flut mehr kommt. So wird die Liebe trockengelegt, bevor sie als zarte Knospe aus der Verliebtheit wachsen kann." 

Und so brachte sie die Sehnsucht wieder einmal geschickt zum Schweigen. Noch einmal tief einatmen vor dem Schweigen. "Heißt es nicht "So zu tanzen, als ob dir niemand zusieht?" Ich aber habe so viel in meinem Ich, in meiner Stimme gefesselt. Ich habe so viel Lebendigkeit zusammengedrückt und in meine Herzkammern verstaut, nur weil der über meine naturkrausen Haare lachte und sie Wischmop nannte, oder der sich über jedes falsch ausgesprochene Wort lustig machte, oder der bei dem ich nie müde sein darf, um nicht als gelangweilt zu gelten. Und der und jener und der andere.......lieber Ebbe als einen halbherzigen Wirbel.
Aber ja, als wären Hypothesen und Gefühle grundlegender als gesunde Logik."


Aus den Augenwinkeln lösten sich zwei Tropfen und weinen sich über ihre Wangen. Sie schmeckte das Salz. Es war kein Meerwasser.


Salz: Meerwassersalz, Tränensalz.....auch eine Art Sehnsuchtsalz.










mardi 11 août 2020

Die Sandfrau

Die Sandfrau ist nicht aus Sand, die irgendwo an einem einsamen Strand von irgendwem aus Sand geformt wurde und von den Flutwellen irgendwann verschlungen und in die Tiefe des Meeres gezogen wird.

Metaphorisch gesehen, besteht der Mensch aus vielen winzigen Körnern ......bleiben wir metaphorisch, lassen wir die Anatomie beiseite....... die Lebenskörner, wie Gefühlskörner, Gedankenkörner, Geheimniskörner, Erinnerungskörner.......alle Körner die ihn ausmachen, die ihn lebendig halten, am Leben halten, die ihn befähigen zu lieben......So in etwa beschreibe ich die Sandfrau - eine Frau, ein Mensch.

Die Sandfrau in ihrer Lebendigkeit. Geheimnisvoll? Mysteriös? Ja, nein! Jeder Mensch trägt das eine oder andere Geheimnis in sich. Das heißt noch lange nicht, dass man etwas verbergen will oder ein verschlossener Mensch sei, sondern man öffnet nur nicht alle Herztüren seines Gefühlshauses, alle Türen seiner Seele.

Die Sandfrau wird angetrieben, getrieben und getragen von einer Sehnsucht. Mit dieser Sehnsucht in ihren Herzkörnern geht sie ihren Sehnsuchtsweg. Das Ausbrechen gehört dazu. Sie fühlt tief in ihrem Herzen, Da ist noch etwas! Etwas das ich noch nicht kenne, das mich neugierig macht. Eine Sehnsucht ohne Namen.




jeudi 6 août 2020

Prolog

Jeder Mensch trägt seine eigene geheime Welt im Herzen. Egal was er der Außenwelt von sich zeigt, egal was jemand in ihm sehen mag, in seinem Inneren hat jeder Mensch unvorstellbare, großartige, wundervolle, erstaunliche Welten, die er mit niemanden teilt. Das ist das Besondere, was ihn ausmacht, und das Besondere, das er niemandem zeigt - die Tiefe seiner Seele. Und jeder Mensch trägt das eine oder andere Geheimnis in seinem Herzen. 
Jeder Mensch hat eine Art Bank in seinem Herzen, eine Art Traumbank, Gedankenbank oder eine Art Ruhebank, auf die er sich ab und zu setzt und in Tiefen seines Ichs blickt.
In jedem Menschen entstehen, wachsen und vergehen Lieben, so wie ein Feuer das entsteht, brennt und sich in Rauch auflöst und zurück bleibt Glut die zur Asche wird die der Wind irgendwann verweht.
Und jeder Mensch hat seine inneren Farben, sowie seine innere Musik. Ein unendliches Lied, das er immer wieder ergänzt, eine tiefe Sehnsucht die er weiter trägt, ein Traum den er nie zu Ende träumt.
Meine Melodie ist leise, nur für mich hörbar. Ich singe sie, ich weine sie und trage sie wie ein Echo in mir.

©Émilia

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