jeudi 27 août 2020

Maré -Journalseite


Ich heiße Maré. Eigentlich heiße ich Marie, aber wen interessiert es denn so genau? Alle nennen mich Maré (Marie, Marei, Maria, Mareille.....wie marée - französisch Gezeiten) hier ein gängiger Kosename für Marie, Maria und alle anderen Variationen mit dazu.
Wir schreiben das Jahr 2008 und ich bin heute 25 Jahre alt geworden und studiere im vierten Semester Medizin. Noch weiß ich nicht welche Fachrichtung ich anstreben soll. Ich habe noch ein Jahr Zeit um es herauszufinden. Eventuell werde ich mich für die Chirurgie entscheiden. Sicher bin ich mir jedoch nicht. Innere Medizin ist auch ein interessantes Fachgebiet. Ebenso die Kardiologie. Es wird vielleicht doch noch die Chirurgie werden. Für drei Monate war ich der Chirurgie zugeteilt und ich habe mich da richtig wohlgefühlt. Und wenn ich mich irgendwo wohl fühle, bringe ich mich mit Herz und Kopf und Seele ein.

Heute bin ich zum Essen verabredet. Ich mache mir gar nichts aus chinesischem Essen, aber ich habe ein paar Kommilitonen eingeladen mit mir zu feiern und hier kann man zum "Studentenpreis" gut essen und ausgelassen feiern. Und die Glückskekse hier prophezeien immer das Leben haargenau. Nun ja, traf bis anhin immer alles.....fast alles zu.
Nicht dass ich an so einen Esotherikkram glaube, aber man braucht, oder ich brauche, im Leben irgendwelche Anhaltspunkte, irgendwelche Hoffnungen, wenn man das so sagen kann, vorantreiben. Mag sein, dass es albern ist, oder kindisch, aber ich mag die Zettelchen in den Glückskeksen. Die Kekse esse ich fast nie.
Aus Geburtstagen mache ich mir auch nichts. Warum? Ich fühle mich nicht wohl im Mittelpunkt zu stehen. Nicht einmal an meinem Geburtstag. Es ist viel mir zu intim, mich der Heftigkeit meiner Emotionen auszuliefern, meiner eigenen Heftigkeit. Mich meinen Kommilitonen so zu zeigen.
Also kusche ich vor meiner Wildheit. Ich möchte niemandem gefallen.
Männer gefallen sich selbst und Frauen möchten anderen gefallen. Ob die Natur dem Menschen diese Eitelkeit schon in die Wiege legt? Ob ich gezähmt wurde, wie alle Mädchen gezähmt werden ab einem gewissen Alter oder schon ab der École Maternelle, zurückhaltend zu sein? Die Wildheit, das Selbstglück, der Forschertrieb so klein wie möglich zusammenzufalten um nicht aufzufallen? Eigentlich nicht. Im Gegenteil: man förderte meine Wildheit sogar.
Ich habe mich der Gesellschaft zumindest äußerlich angepasst, wie man sich der Mode anpasst, um nicht als Eigen zu gelten, um nicht rebellisch zu wirken.
Das Eigentliche...... die wilde Natur, behalte ich für andere unsichtbar, ich zeige sie nur sehr wenigen Menschen.

Und heute sitze ich da, umgeben von  Frauen und Männern in meinem Alter die "Happy Birthday" singen, grölen und mich abknutschen als wäre ich ein Stofftier und sie kleine Kinder.
Ich bin vor Verlegenheit rot bis zum Haaransatz und wäre lieber unsichtbar.

Kurz vor Mitternacht, bitte ich um die Rechnung. Die Bedienung stellt ein winziges silberfarbenes Tablett mit einem Zettel und einem Glückskeks vor mich. Während ich mein Portemonnaie öffne und die gewünschte Summe und etwas Trinkgeld auf das Tablett lege, verteilt sie Glückskekse und einen Espresso an alle.

Auch dieser Tag ist vorbei und ich bin ein paar Stunden älter.

Zu Hause breche ich den Glückskeks auseinander.
"Du solltest deiner Sehnsucht folgen" steht auf dem kleinen Zettelchen.

Als würde sie gerade mitlesen, so schnellt die Sehnsucht urplötzlich hoch und packt mein Herz mit beiden Händen und hält es fest umklammert, als würde sie mir befehlen: "Du kommst jetzt mit mir und wir suchen den einzigen Menschen bei dem du diesen Gezeitenwirbel erlebst und dich fallenlassen kannst!"

Ich mich fallen lassen? denke ich. Ich kenne niemanden, bei dem ich es tun könnte. Dieser Gezeitenwirbel ist jetzt nicht angebracht. 
Ich war schon oft verliebt. Tant pis! Dann sollte es wohl nicht werden. Ich habe begehrt, mit dem Herzen und mit den Sinnen. Herzrasen, amoureuse Appetitlosigkeit, Erotik und die Angst, ob ich ihm genug bin, ob er mich denkt wie ich ihn denke. 
Und dann kam das Ver  dazwischen. Verlieben ist das Gegenteil von Liebe. Verlieben ist wie verirren, verfahren, verlassen. Das Strubbelhaar das man nicht mag, die Wildheit die anstrengend wird.Die Eifersucht die aufkeimt, wächst und blüht, die sich ans Herz klammert, es umschlingt, sich davon ernährt und herauswächst. Und man nennt das sogar Liebe. Das Ver davor ist die Liane.
Man will nicht mehr und beginnt sich einzubilden es wäre Liebe weil man nicht verlieren kann, oder man lügt erst recht dann, wenn der andere sagt, dass er mehr möchte und man Angst um seine Freiheit hat. Ich kam nie aus den Anfängen heraus, nie über das Begehren hinaus weiter.  Als es ernst wurde, man sich gegenseitig tiefer in die Augen sah und die ernsteren Fragen gestellt wurden, wovon man träumt, wovon man Angst hat, wie man die Welt sieht und auf die Fragen nicht die erhofften Antworten kamen, war man enttäuscht und man redete nicht mehr darüber. Man beginnt ein Versteckspiel und man lügt. 
Fallen lassen? Ich kenne niemanden, bei dem mein Herz, Mut hätte, wie ein Stein in dessen Herzmeer  bedingungslos sinken ohne mich zu fragen ob es das Richtige tut. Also lass mich in Ruhe Sehnsucht, mit deinem Gezeitenwirbel. 
Es sind doch immer die Emotionen, die die Liebe messen,
dachte ich bevor ich einschlief. Liebe die wir fühlen, das Gefühl, das wir erleben, das wir nicht kontrollieren können, das uns zerbrechlich und einzigartig macht, und wenn wir sie wahrnehmen, verändert es unser Gleichgewicht.

Ich bin die Geisel meiner Emotionen. Ich bin in meinen Gefühlen gefangen. Sie reagieren, sie regieren, sie befehlen. Es ist nicht meine Rationalität. Ich bin kein rationaler Mensch. Meine Gefühle sind meine Diktatur. Meine Träume, die warten in der Warteschleife und die Zeit, die verhandelt emotional. 
Ich bin tief in meinem Herzen Geisel. Eingeschlossen in irgendeiner von vier Herzkammern. Hinter den Deichen,jenseits den Herzhäuten die mein Ertrinken verhindern. Ich fühle mich da sicher und unantastbar.

Ich habe manchmal das Gefühl, ich würde  zu viel vom Leben  und von der Liebe verlangen und mein Herz muss sich doch langsam daran gewöhnen. Ich bin mein eigener Henker, von dem, was ich toleriere, akzeptiere, ablehne. Das Zähmen interprätiere ich falsch. 
Manchmal wünschte ich, ich könnte mein Herz innehalten lassen es bitten weniger zu fühlen, anders zu fühlen lernen. Liebe fühlen und keine Eifersucht. Zu wissen, dem Herzen vertrauen und es fühlen lassen wann und wie man sich fallen lässt.  Ich wünsche mir einen Herzfrühjahrsputz, nur um zu sehen, ob durch Entfernen des Staubes meine Gefühle erneuert werden und die Sehnsucht nach dem Fallenlassen verschwindet. 

Ich fühle jetzt wie sich die Nacht über mich, über meine Gedanken, über meine Sehnsucht und über meinen Körper legt und mich sanft in den Schlaf schubst.
Das Zerdenken der Gedanken ist ein gedankenloses Denken....Ich werde jetzt nicht die Herzschläge zählen......
und ich werde keinen einzigen Gedanken mehr entwirren......


Ich schlief tief und fest und traumlos bis der Handywecker mich mit "Morning Strum" summend und "es ist 05:30" aus dem Tiefschlaf in den Tag riss. 
"Nun bin ich 18 Stunden und 31 Minuten älter!" dachte ich während ich mit dem linken Zeigefinger sanft über "verwerfen" streichelte, um den Handywecker auszuschalten. .







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