mercredi 28 octobre 2020

Journalseite




Im Albtraum zwischen Leben und Tod,  - ich! Ich suche nach Antworten, nach Sinn und Zweck und kann einen natürlichen Weg der Welt nicht verstehen und weiß nicht, wen ich in diese Leere setzen soll. Auf den leeren Stuhl am Esstisch, auf die Couch mit einem Buch in der Hand. Wer soll ihre Musik hören? Womit soll ich ihr Lachen ersetzen?
Ich kann mich weder mit der zukünftigen Wiedervereinigungen im Himmel noch mit Erinnerungen an die Vergangenheit anfreunden und zufrieden geben, weil ich in der Gegenwart lebe. Ein Geschenk, in dem die Hände ihren Zweck nicht finden, die Augen die nur in der Flamme einer Kerze finden, die mich an Vergänglichkeit erinnert.
Und da ist auch die Kälte der leeren Räume, durch die ich gehe, ein Blitzgedanket, der mich mit scharfen Erinnerungen trifft, Erinnerungen, die mich nicht warm halten, egal wie sehr ich mich an ihr Lächeln, an ihre Stimme, die Wärme ihrer Handflächen erinnere.
Ich bin hier allein. Sogar die Worte erstarren, werden zu schmerzhaftem Unsinn und weigern sich, in einer natürlichen Reihenfolge dem Hier und Jetzt zu folgen.
Heute vermisse ich mein ganzes Leben mit ihr. Ich vermisse mich selbst, aber am allermeisten vermisse ich meine Mutter! Schließlich vermisse ich sie alle die weg sind. Denn langsam gibt mehr Menschen die ich vermisse im Himmel als auf Erden.

mardi 27 octobre 2020

Der Albtraum

Wenn ein neues Leben auf die Welt kommt, oder ein Leben aus dieser Welt geht, sollte nicht die Welt inne halten, wie ein Zug anhalten, damit jemand ein- oder aussteigen kann? Sollte dieser Tag, oder diese Nacht sich nicht von allen anderen Tagen abheben? 

Es schien an diesem Tag weder die Sonne, noch war da eine Art Magie in der Luft, noch hielt die Zeit die Welt an sich zu drehen. Sollte es nicht ein paar Zeichen geben, wenn etwas Außergewöhnliches oder etwas Besonderes passiert? Brauchen Glück und Unglück keinerlei Zeichen?

Es war ein nebeliger, nasskalter Novembertag. Ein launischer Endherbsttag. Er nieselte seine Melancholie über die Landschaft.

Maré sah aus dem Fenster. Sie blickte auf den nebeligen weissgrauen Schleier der den frühen Morgen bedeckte. Diese Stille schien ihr unheimlich. Als würde alles Leben, alles Lebendige unter einer riesigen milchigen Masse liegen. 

Sie machte sich im Bad für den Frühdienst zurecht. Sie war angespannt, denn alles Neue machte ihr Angst. In Gedanken übte sie das Hantieren mit den Operationsinstrumenten. Sie weiß es, dass es sinnlose Zeitverschwendung ist. Das Üben, auch wenn es nur in Gedanken ist, gab ihr Sicherheit. 

Sie betrachtete ihr Spiegelbild. Mit hochgesteckten Haaren fühlte sie sich erwachsener. Zaghaft lächelte sie ihrem Spiegelbild zu. 

"Du bist blass. Solltest dich etwas schminken. Dezent versteht sich." schien ihr Spiegelbild zu sagen.

"Das wird nicht passieren." dachte sie. "Diese Kriegsbemalung stinkt wirklich als hätte man die Morgendusche ausgelassen." 

Sie blickte auf ihre schwarze Cordhose und entschied sich für einen schwarzen Pollover.

"Lady in black" spottete ihr Spiegelbild lautlos. Schwarz kann man zu jedem Anlass tragen und mit jeder Farbe kombinieren, wusste sie. Als hätte sie es geahnt, dass Traurigkeit sich mit ihrer Kleidung für lange Zeit kombinieren und für lange Zeit mit jeder Faser ihres Herzens verflechten wird.

Mituten später fuhr sie durch den dichten Nebel. Es sah aus, als würde man mit der Schere vorsichtig und gleichmäßig durch ein Tuch schneiden.

In der Klinik begrüßte sie ein paar Kollegen, nickte anderen zu, wechselte ein paar Worte mit den Schwestern. Scherzte mit einem Pfleger, der sie mit seiner frechen Art zum Lachen brachte.

OP- Besprechung.

Aufmerksam folgte sie den Vorbereitungen, telefonierte mit dem Labor, gab ein paar Anweisungen, bereitete sie sich im Waschraum für die bevorstehende OP vor, assistierte, nähte, wechselte die OP-Kleidung, assitierte bei der nächsten und übernächsten OP.

Endlich war der Arbeitstag geschafft.

"Kommst du mit?" fragte eine Assistentin, die sie seit der Uni kannte.

"Wohin denn? Ich bin müde! Ohne Mist, meine Beine schmerzen." dachte sie laut. "Ich mache wieder eine fiese Erkältung durch. Mit allem was dazu gehört."

"Deine Beine schmerzen? Solltest dich wirklich mal grünlich untersuchen lassen. Ich meine es ernst! Da steckt mehr dahinter." behlehrte sie eine befreundete Kollegin.

"Wenn es nicht besser wird, gehe ich zum Hausarzt. Versprochen!" Maré beeilte sich nach Hause. Das war das einzige Zeichen. Sie beeilte sich sonst nie.

"Maré komm mit uns saufen!"  Sieben Kollegen gesellten sich zu ihnen. "Komm, einen oder zwei Cappuccino sind doch noch drinnen!" versuchte sie Maré zu überreden. Die anderen stimmten ihr zu.

"Dein Handy klingelt." Ein Kollege zeigte auf ihren Rucksack.

Maré presste das Handy ans Ohr. Die Verbindung krachte und eine weibliche Stimme krächste und weinte an ihr Ohr.

Taubheit. Sie war urplötzlich vom Kopf bis zu den Füßen in einer unangenehme Taubheit gehüllt. Eine schmerzhafte Taubheit, wie es sich in den Fingern anfühlt wenn man den Gefrierschrank vom Resteis befreit, wenn man keine Geduld hat zu warten, bis er komplett abgetaut ist.

Die Kollegen starrten Maré erstaunt an. Sie blickte sie durch einen Tränenschleier an. Einen verrückten Moment lang dachte sie, sich hätte sich verhört. 

"Omi weint nicht einfach so grundlos!" schrie Maré laut. "Mama ist tot! Meine Mama ist tot!" schrie sie und sah viele Hände nach ihr greifen. Sie fühlte viele Hände die sie umarmten, die Haarsträhnen aus dem Gesicht wischten, die sie an den Händen festhielten. Hände und Arme die sie auf den Rücksitz meines Autos hievten. Ein Kollege der ihr Auto fuhr. Kolleginnen und Kollegen die auf sie einredeten.

In ihrer Wohnung angekommen kam sie zu sich. 

"Was für ein Albtraum!" schniefte sie. Sie erschrak als sie merkte, dass der Albtraum eine Realität war.

Sie sah mit ihren großen braunen Augen um sich. Draußen war es Nacht und drinnen brannte Licht. Alle sieben Kerzen am Kandelaber brannten und warfen Schatten an die himmelblaufarbene Wand.

Sie war allein.Sie lag auf der Eckcouch im Wohnzimmer. Selten legte sich sich auf die Couch. Allein im hellen elektrischen Kerzenlicht. Jemand hat der Kandelaber mit sieben Kerzen angeschaltet. Sie schaltete meistens nur das Nachtlicht an, bevor sie ins Bett ging. 

Sie sah sich um. Niemand war da. Die Katze schlief tief und fest in einem Sessel und schnarchte sogar leise. Nur die Traurigkeit war da, umarmte sie und drückte sie so fest, dass sie kaum noch atmen konnte.

Sie schrie und rang nach Luft. Sie weinte mit dem Regen der rhythmisch an das große Fenster prasselte, als würde er die Akkorde zu einem Lied schlagen. Sie schrie lautlos die Worte, den Text zum Leben das viel zu früh endete. Sie beweine ihre Maman. Sie schrie die Elegie aus dem Herzen. Dann schlief sie müde vom Weinen ein.


lundi 5 octobre 2020

Die letzte Umarmung

Maré klopfte drei Mal an die Küchentür.
"Endlich ist Maré da!" hörte sie die Stimme ihrer Großmutter rufen.Sie öffnete die Tür und umarmte stürmisch ihre Großmutter die für ihr Alter noch ganz flink auf sie zurannte.
"Sei nicht so wild mit mir, ich bin nicht mehr gut auf den Beinen." scherzte sie.
"Omiiiiii!" rief Maré aus und küsste sie heftig und laut auf beide Wangen. 
Ihre Mutter stand in einer hauchdünnen himmelblauen Seidenbluse und einer schwarzen Bundfaltenhose vor Maré und legte ihre zarten Arme um sie. "Schön dass du da bist!" sagte sie mit tränenverschleierten espressofarbenen Augen. Sie hatte die gleiche Augenfarbe und auch den gleichen gütigen und liebevollen Blick wie ihr Vater, wie Maré's Großvater.
"Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Examen!" sagten alle im Chor und es klang fast wie ein Kanon. Maré war mit ihren rationalen Gedanken und mit ihren Herzgedanken bei ihrer Mutter. Wärend Großmutter, der Lebensgefährte ihrer Mutter, zwei Tanten und zwei Onkel sie drückten und abknutschten als wäre sie ein Kuscheltier oder ein Quitschtierchen, dachte sie: "Sie ist regelrecht abgemagert, ausgelaugt und lebenleer. Merkt niemand etwas außer ich?"
"Merci!" sagte sie gerührt und fühlte wie sich ihr Gesicht puterrot färbte. Sie war verlegen, denn sie steht nicht gerne im Mittelpunkt.
"Seht euch das an!" rief ihre Mutter erfreut und ihre esspressofarbenen Augen sprühten goldfarbene Pünktchen. Wie Esspressolava in einer kleinen Tasse. Sie lachte nicht nur mit dem Mund, sondern mit dem ganzen Körper. Sie reichte die bordeauxrote Kunstledermappe mit den Diplom und den anderen Zeugnissen herum. Alle Augen waren stolz auf Maré gerichtet. "Ich wusste, dass sie es ausgezeichnet hinkriegt!" lachte ihre Patentante Hanna. Johanna, genannt Hanna. Sie war die älteste Schwester ihrer Mutter. 
"Nun ja, wenn man schon so viel Geld für ein Studium hinblättert, dann muss man es ja auch bravourös abschließen." scherzte Maré. "Es ist doch nur ein Diplom und eine Aprobation. Es gibt Wichtigeres im Leben als eine Mappe mit Zeugnissen. Ich habe doch noch ganze 4 Jahre vor mir. Erst dann kann ich endlich aufatmen!" Das meinte sie mit ernster Miene.
"Sag mal, kannst du dich gar nicht darauf freuen? Du bist doch nicht autistisch!" rief ihre Mutter und ihre Stimme klang enttäuscht. 
"Sie ist enttäuscht,  dass sie mich nicht so erziehen konnte, dass ich vor Begeisterung singe und tanze. Sie wusste, dass ich mich tief in meinem Herzen freue, dass alle Herzmeerwellen an den Herzhäuten brechen und mein Herz an meinen Rippenbogen schlägt wie an eine Küste. Sie konnte es nur nicht verstehen, dass ich diese Freude und dieses Glück nicht zeige. "dachte Maré.
"Aber ja, freue ich mich. Was soll ich jetzt tun? Radschlagen oder mich um die eigene Achse drehen?" lachte Maré.
"Nach dem Essen gibt es die Geschenke!" zwinkerte meine Mutter mir zu und setzte sich neben ihren Lebenspartner, den ich liebevoll Papá oder Pá nenne. 
"Es gibt so Vieles worauf sie alle stolz sein können. Sie haben noch zwei Söhne und von den beiden schon vier süße Enkelinnen geschenkt bekommen. Wieso sollte ich jetzt der Mittelpunkt sein?
Und wieso sind alle um mich herum versammelt, als wäre ich eine Göttin?" dachte ich.
Es gibt in Maré's Familie immer etwas zu feiern. Wenn es nichts zu feiern gibt, gibt es ein Familientreffen. Einfach so. 
Bon Jovi sang "Let It Rain". Maré's Mutter liebte Bon Jovi. Sie stand auf und stellte das Radio etwas lauter. 


Draußen regnete es nicht. Es war ein schöner sonniger Oktobertag mit vielen Rostfarben und mit einem  Ernteduft der Maré an frisch gebackenes Brot erinnert. Der Wind spielte mit den bunten Blättern. Er zupfte sie von den Bäumen, ließ sie ein bisschen durch die Luft segelnwie Papierflugzeuge, um sie anschließend in einem Blättertanz zu durchwirbeln und ließ sie dann zu Boden fallen. Ein Herbstabschlussball.

Es erinnerte Maré an ihren Abschlussball. Sie fremdelte. Obwohl sie fast alle Gäste kannte, fühlte sich sich fplötzlich fremd. Sie trug ein weinrotes langes Abendkleid. Ihre langen strubbeligen Haare hatte sie hochgesteckt und eine weinrote Blüte aus dem selben Stoff wie das Kleid zierte ihr Haar. Sie tanzte ein paar Pflichttänze mit ein paar Freunden und Kollegen und dann schlich sie sich zum Hinterausgang, offnete die Tür und rannte so gut sie mit zehn Zentimeter hohen Absätzen rennen konnte. Sie setzte sich ins Auto, schaltete ihr Handy aus, schlüpfte aus den roten Pumps, schleuderte sie unter den Beifahrersitz und fuhr nach Hause.

Sie warf mich auf mein Bett und schluchste in die Kissen.

Das Salz des Herzmeeres, das Salz der Tränen......es fehlen noch zwei Salze.....

"Ein Lebensabschnitt ist zu Ende und ein neuer beginnt." dachte sie und weinte sich durch das Ballende.

Der Abschlussball erinnerte sich an ihren achzehnten Geburtstag. Der Lebensgefährte ihrer Mutter, der ihr mehr Vater war, als ihr leiblicher Vater, bescherte sie mit einem rauschenden Fest. La Majorité ist ein wichtiges Fest und man bekommt eine gestrickte Mütze geschenkt. Sie bekam eine kirschrote Strickmütze aus feinem Mohairgarn geschenkt. Ihr Stiefvater tanzte mit ihr den Eröffnungswalzer. Er führte sie federleicht durch den ganzen extra für die Feier gemieteten Saal und die fühlte sich von ihm getragen. Sie sah sich in seinen Augen wie in einem Spiegel und entdeckte in seinen meerblauen Augen seinen ganzen elterlichen Stolz. Nur beim Abschlussball spiegelte sie sich in keinen Augen. Sie sah an ihren Tanzpartnern vorbei in den überfüllten Saal.



Das Salz des Herzmeeres, das Salz der Tränen......es fehlen noch zwei Salze.....
"Ein Lebensabschnitt ist zu Ende und ein neuer beginnt." dachte sie und weinte sich durch das Ballende. "Niemand hatte mich vermisst," stellte sie am nächsten Morgen fest.
Ein paar Augenblicke später laß sie sich durch 33 Nachrichten, 15 e-mails und entdeckte 9 verpasste Anrufe auf ihrem Handy.


"Du erzählst ja gar nichts vom Abschlussball!?" stellte ihre Großmutter fest. "Dein Kleid war so wunderschön, Bestimmt war es das Schönste."
"Omi, es waren viele wunderschöne Kleider dabei." sagte Maré schlicht. "Mein Kleid war schön, aber ich war froh, als es vorbei war."
"Du hast doch jetzt nichts anderes von ihr erwartet? Ein Dankeschön für das mit viel Mühe genähte wunderschöne  Kleid aus teurem Stoff? Dass sich meine Mühe für eine gute und respektvolle Erziehung hier zur Geltung kommt?" mischte sich ihre Mutter zynisch ins Gespräch. "Bestimmt stand sie irgendwo in der Ecke und stützte die Wand, damit sie nicht einstürzt." ärgerte sich ihre Mutter.
"Du kannst doch gut tanzen, du zeigst niemandem was du kannst." sagte ihre Großmutter mit einer Enttäuschung in der Stimme die Maré verlegen machte. "Wenn du nicht zeigst was du kannst unterschätzen dich alle. Du bist doch erwachsen und deine Schüchternheit sollst du ablegen. So kriegst du nie einen richtigen Mann ab. Männer wollen Frauen die zeigen wo es lang geht. Sonst stellt er dich in die Ecke."
"Omi, dann ist das kein Mann für mich, wenn ich ihn führen muss. Und ganz bestimmt lasse ich mich von keinem Mann führen, geschweige denn in die Ecke stellen. Aber ja, ich habe getanzt." sagte Maré bestimmt.
Über Männer, das Fallenlassen, über das Meer konnte und wollte sie nicht mit mit ihrer Großmutter reden.

Sie setzten sich alle nach dem Essen an den langen "Lebenstisch" aus Kirschbaumholz, den Maré's Großvater geschnitzt hatte.
"Jedes Haus braucht einen Herztisch aus Holz und mit viel Leben drumherum." sagte er und stellte den riesigen Tisch mitten ins Wohnzimmer.
Nachdem mir ihre Mutter einen riesigen Ordner mit Unterlagen überreichen wollte zitterten ihre Arme. Maré nahm den Ordner an mich und legte ihn vor sich auf den Tisch.
"Nach deiner Facharztausbildung kommst zurück und übernimmst meine Praxis. Ich kann bald nicht mehr praktizieren. Die Dialyse schwächt mich immer mehr. Ich muss schon zwei Mal pro Woche dahin und brauche fast zwei Tage bis die Müdigkeit aus mir verschwindet." 
"Ich habe mich für die Chirurgie entschieden," sagte Maré leise. 
"Nicht dein Ernst!" schrie sie. "Wofür bestrafst du mich? Ich habe alles für euch Kinder getan!" Ihre Stimme überschlug sich und schnitt wie ein scharfes Messer in Maré's Herzhäute.
"Innere Medizin liegt mir nicht. Kardiologie auch nicht. Ich repariere gerne. Also habe ich die Chirurgie gewählt." versuchte sie sich zu erklären. "Ich will dich und niemanden damit bestrafen, wenn ich nicht das tue was ihr wollt. Es ist mein Leben, also wähle ich die Chirurgie. Ich kann mich immer noch zusätzlich spezialisieren. Machen doch andere Ärzte auch." 
"Nach drei Jahren kommst du zurück wie es sich gehört." sagte sie bestimmt. "Das du dich immer wieder spezialisierst habe ich nie angezweifelt. Das Problem ist nicht deine Intelligenz, das Problem ist dein emotionales Chaos. Beim Lernen brauchtest du nie Hilfe. Aber du bist chaotisch, trotzig und stur. Kind, kriege deine Emotionen in den Griff."
"Ist dir aufgefallen, dass du sehr viel abgenommen hast" sagte Maré leise. "Sie wird mich jetzt anschreien oder oder sogar hinauswerfen." dachte sie und hätte am liebsten alle Worte zurückgenommen. 
"Wenn du meinst, dass die Dialyse ein Zaubermittel ist, dass das Blut reinigt und man ist wie neu, dann hast dich von der Theorie verzaubern lassen. Die Realität ist das hier. Irgendwann kaufe ich meine Klamotten nur noch in der Kinderabteilung." Sie zog an ihrer viel zu weiten Bluse, die weich wie ein Seidentuch über ihren schmalen Schultern hing wie eine distanzierte halbherzige Umarmung.
"Man kann...." weiter kam Maré nicht, denn sie unterbrach sie.
"Ich habe alles getan, was ich tun konnte, aber es reicht nicht. Ich gebe nicht auf, aber ich habe keine Kraft mehr." ihre Stimme klang erschöpft.

Nach zwei Tagen und zwei Nächten umarmte Maré ihre Mutter. Sie fühlte ihren Dialyse-Shunt an ihrer Brust. Sie legte ihren müden Kopf auf Maré's Schulter. Sie waren gleich groß. 160cm Lebensgröße. Maré legte ihre Arme um sie und tief in ihrem Herzen entschloss sie sich heimzukehren. 
"Aber ja, werde ich nach den 4 Jahren zurückkehren." versprach sie.

Als sie ihr Gepäck ins Auto hob und meinen Rucksack anhob, fühlte er sich schwer an, als wäre er mit Backsteine gefüllt. Diese Schwere hielt Maré für ein paar Augenblicke gefangen.

Sie ahnte "die letzte Umarmung" und sah sich bestimmt zehn mal um bevor sie ins Auto stieg und losfuhr.
Der Rückspiegel wurde ihr wichtiger als die Straße vor ihr.

Erst als ihre  Mutter nur noch als einen kleinen Punkt sah, fuhr sie schneller. 

Der Punkt verschwand dann. Für immer.










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