Du hast dein Herz in den Sand gemalt, und hast eine Sandburg gebaut. - "Die erste Welle wird es in Schafe verwandeln die Muscheln weiden,"lachte ich. Du hast auf meine Fußsohlen Versprechen geklebt. "Sandkörner," sagte ich abwertend. "Sternenstaub," antwortetest du sehr ernst. Und die Welle umgeht die Burg, nach der Formel: "Es war einmal......"
L'une des leçons les plus difficiles de la vie est le lâcher prise ! Qu'il s'agisse de culpabilité, de colère, d'amour, de perte ou de trahison. Le changement n'est jamais facile...Nous nous battons pour nous accrocher et nous nous battons également pour laisser aller...
Ernest Hamingway sagte: "Bei Tage ist es kinderleicht, die Dinge nüchtern und unsentimental zu sehen. nachts ist das eine ganz andere Geschichte."
Tagsüber bin ich abgelenkt, aber nachts kann ich nicht einschlafen und durchschlafen. Ich fühle Maman überall im Haus. Tagsüber konzentriere ich mcih auf alles um mich herum. Außer Oma spricht niemand mehr so häufig über sie. Niemand fragt täglich nach ihr. Niemand außer Oma erzählt täglich über sie, wie lieb, wie intelligent und was für ein großes Herz sie hatte.
Papá - mein Stiefvater - wohnt noch im Haus. Alles im Haus erinnert mich an sie so, als wäre sie nur kurz zum Bäcker gegangen. Sogar ihre Lieblingskaffeetasse samt Unterteller stehen noch im Wandschränkchen über der Kaffeemaschine. Er hatte gar nichts verändert. Auch wenn er sich mir gegenüber gefasst und sogar humorvoll zeigt, sein Herz wartet noch auf sie. Es ist keine smiling depression, denn er ist aktiv im Leben. Er arbeitet, trifft sich mit manchmal mit gemeinsamen Freunden, hört Musik, liest viel, geht spazieren und macht seinen Haushalt. Eine unangebrochene Packung Kaffeebohnen für Espresso steht noch da. Er ist noch 28 Tage haltbar.
Was mache ich hier? Ich habe Semesterferien und Urlaub zugleich. Meine beste Freundin schläft im Gästezimmer bestimmt tief und fest. Die Natur duftet nach Lindenblüten, Lavendel und Holunderblüten und ich fühle mich, als würde ich in einer unendlichen Dauerschleife das selbe Lied hören. Ich fühle mich wie auf einer Autofahrt. Ich höre imm Radio mein Lieblingslied und erreiche mein Ziel. Das Lied kann ich nicht zu Ende hören da ich dringend aussteigen muss.
Unvollendet bleibt es manchmal stundenlang, oder manchmal bleibt es den ganzen Tag in meinen Ohren, in meinen Gedanken, in meinen Sinnen gefangen. Die Melodie, der Text, der Rhythmus und manchmal summe ich oder singe es sogar. Mein ganzes Ich ist immer noch in der Trauer gefangen. Zeigarnik-Effekt nennt man das in der Psychologie.
Tag und Nacht suche ich nach Lösungen, nach einem Abschluss, nach einem Ende und bin gefangen in einem Lied.
Ich kann nicht abschließen wenn ich nicht weiß ob Maman sich aufgegeben hatte und gehen wollte......Sie war Internistin, sie wusste also genau......Sie kannte die Folgen ihrer Krankheit und sie wusste wie schmerzhaft es sein wird....das Ende.
Sie wollte nicht kämpfen, weil sie wusste, sie würde nicht gewinnen. Sie kontrollierte nicht länger, was sie nicht mehr kontrollieren konnte. Es ist nur menschlich.....für sie war es human zu gehen.....und ob jemand das verstehen, akzeptieren oder nicht befürworten kann, hat sie nicht interessiert.....sie hatte ihren Grund dazu ihr Leben an Gott, an Götter oder an das Universum früher als geplant abzugeben. Ich habe nicht das Recht zu urteilen, sie zu verurteilen. Ich sollte lernen es hinzunehmen, doch im Augenblick scheitere ich schon bei der ersten Lektion des Hinnehmens. Hinnehmen, einfach so ohne Fragen und Nachfragen konnte ich noch nie gut. Aber wenn ich es lerne, Lektion für Lektion, werde ich nicht gleichgültig zu mir selbst und zu anderen Menschen?
Hat sie sich von mir verabschiedet und ich habe es gar nicht gemerkt? In jedem Herzen gibt es eine geheime Ecke, die für niemand erreichbar ist, wenn man möchte, dass sie unerreichbar bleiben sollte. Und schon scheitere ich migt dieser Frage an der ersten Lektion
"Wenn man nichts mehr zu sagen hat, sollte man gehen," sagte sie immer über Beziehungen. Vielleicht hat sie damit auch das Leben gemeint. Aber sie hätte Papá niemals allein gelassen. "Bis zum bitteren Ende der Furcht", war ihre Devise. Also schließe ich es vehement aus, dass sie gehen wollte. Sie hätte ihn auf das Leben ohne sie vorerst vorbereitet. Da bin ich mir sicher.
Oma sagte, als ich mit ihr über mein Vermissen sprach: "Sie ist jetzt dein Schutzengel. So solltest du sie sehen." Ich akzeptiere sie als Schutzengel. Es ist schön sie um mich herum zu haben. In meinem Herzen, in meinen Gedanken. Ich erinnere mich gerne an sie, an ihre Art, an ihre Liebe und an ihre Lektionen die sie an mich weiter gegeben hat. Sie war stark, sie wusste was sie wollte und was sie nicht wollte. Ich nehme dieses Geschenk an, dass sie mich durch mein Leben begleiten wird. Es ist der rote Faden, der blaue Faden, der grüne Faden, die uns zusammen halten. Eigentlich halten uns viele Herzfäden zusammen.
Sie liebte wie ich das Meer. Ich fahre morgen ans Meer. Ich übergebe meine Trauer dem Meer. Ich übergebe sie den Wellen, damit sie sie forttragen. Ich überlasse meine geweinten und ungeweinten Tränen und das Salz der Traurigkeit darin, den Gezeiten.
Ich zeige meiner besten Freundin das Meer.
"Ob Denise mich mit Adrian verkuppeln möchte, weil Adrian in letzter Zeit immer wieder meine Nähe sucht? ....So fies ist Denise nicht."
Er ist witzig, hilfsbereit und nett, ein guter Kollege und manchmal total kindisch wie ein fünfjähriger Kindergartenjunge der seine Grenzen testen möchte. Schnell genervt wenn man ihm nicht beipflichtet, wenn er mal wieder "Ordnung in den Saustall" wie er es zu nennen pflegt, macht weil nach seiner Auffassung alle zu faul dafür seien. Mehr weiß Maré nicht über ihn. Und über das Besondere, über das Eigentliche hatte sie sich nie Gedanken gemacht. Er hatte schöne Augen und lange dunkle Wimpern die im Licht Schatten auf seine Wangen warfen und feine halbfertige Gesichtszüge. Wie ein nie erwachsen werden wollender Junge. Wie ein Küken, dass nicht aus der Schale schlüpfen kann. Mehr fiel ihr nicht auf.
"Wie ich fünf Jahre Studium hinter mich gebracht habe, werde ich diese drei Jahre auch noch hinter mich bringen. Und dann bin ich hier weg. So schnell werde ich mich nicht mehr in eine Beziehung fallen lassen, in der ich nicht das Eigentliche finde, in der ich nicht einfach aus dem Herzen gefühlt sagen kann - "ich bin gerne bei dir. Mit dir ist es schön und interessant. Ich mag deine Gedanken, deine Hände, deine Stimme und deine Worte, wie du sie aneinanderreihst, wie du Sätze bildest. Ich kann dich bejahen. Woran es liegt? Ich glaube mein Herz sagt irgendwie bedingungslos"Ja" zu dir. Eine andere Antwort weiß ich nicht, um mich zu erklären. Du hast Constance. Das sagt man auf französisch wenn man jemanden von innen sehen kann. Also sein Herz sehen kann. - wenn ich das bei niemanden finde hat es keinen Sinn mit ihm eine Beziehung zu beginnen, oder zu führen." dachte Maré, während sie ein deutsches Synonym für Constance suchte. Beharrlichkeit, Ausdauer, Unmenge an Geduld, Stetigkeit.
"Constance - Unmenge innere Geduld. - so ist es genau richtig für mich!" entschied sie. "Wenn ich das nicht in jemanden finden kann bin ich weg."
Maré nahm ihr Handy vom Nachttischschränkchen und schrieb Denise eine Sms.
"Hast du Adrian erzählt, dass wir im Café sind?"
"Nein, Wieso sollte ich?" schrieb Denise prompt zurück.
"Es schwänzelt zu viel um mich herum. Irgendetwas an ihm stört mich. Seine kindische, bockige Art. Mir wird ganz komisch in seiner Nähe."
"Schmetterlinge?"
"Angstraupen!"
Sieben Lachsmiley waren Denise's Antwort
"Wann fährst du nach Hause?" schrieb sie weiter.
"Am Freitag nach der Vorlesung" antwortete Maré.
"Klasse und ich sitze allein hier. Die meisten aus der Clique fahren weg. Kann mir keinen Urlaub leisten. Spare für den Semesterurlaub. Habe meine Studiengebühren für zwei Semester bezahlt. Mehr geht nicht diesen Monat nicht."
"Wenn du magst kannst mitfahren? Wird richtig fetzig werden."
"Und deine Familie? Deine Oma wird mit dir schimpfen."
"Oma kennt das, dass wir immer jemanden anschleppen. Sie fühlt sich in ihrem Element als Gastgeberin. Und Oma ist die beste Omi der Welt. Oma hat nur eine etwas ruppige Art. Wenn sie jemanden mag, ist sie richtig goldig. Und du brauchst nichts zu bezahlen. Kannst es dir überlegen."
"Wir reden Morgen darüber. Bye"
Maré drehte sich auf die linke Seite und versuchte einzuschlafen. Die Stille der Nacht hüllte sie ein und sie konnte ihren eigenen Herzschlag hören. Sie lauschte ihre rhythmischen und ruhigen Herzschläge.
"An nichts zu denken, soll beim Einschlafen helfen." redete Maré auf sich ein.
Der Regen prasselte laut an die Fensterscheiben. Die Rolläden tanzten mit dem Wind um die Wette. Es hörte sich an, als würde jemand ans Fenster klopfen.
"Die Natur hat ebenso ihre Emotionswirbel wie ich." dachte Maré.
Die Zeit verging, sekundenweise, herzschlagsweise, tropfenweise. Maré schlief immer noch nicht. Sie drehte sich von einer Seite auf die andere.
Irgendwann hüllte sie der Schlaf ein, wie in eine warme flauschige Decke.
"Kopf hoch.....du versteckst dich, du zeigst nicht was du hast. Kopf hoch....senke die Augen nicht zu Boden..... halte die Stirn oben....wo ist deine Lebendigkeit....wo ist deine Wildheit....sie nach oben....zeig was du kannst....." hörte sie jemand sagen. "Omi?!"
Ihre Oma stand gerne im Mittelpunkt. Sie stand immer in der ersten Reihe. Sie hatte Stimme, sie hatte Mut und sie hatte Ausdauer.
Maré schreckte hoch. Ihre verschlafenen Augen wanderten durch das Zimmer, zur Tür. "Ist doch niemand da. War nur ein Traum." dachte sie. Dann legte sie den Kopf auf das große Federnkissen, zog die Decke bis zum Kinn und hielt inne. Der Schlaf hüllte sie erneut ein.
Irgendwann schreckte sie erneut hoch. Der Tag zeigte sich durch die Rollladenrillen. "Ich habe verschlafen. Das Handy hat nicht geklingelt. Merde!"
Dann fiel ihr ein sie hatte ja Freizeit. Sie hatte weder Vorlesung noch Dienst.
Sie ging zurück ins Bett, zog die Decke über den Kopf und versuchte weiter zu schlafen. "Die Augen zu schließen und an nichts zu denken, funktioniert nicht immer," dachte sie enttäuscht.
Sie machte sich für den Tag fertig. Ein paar Einkäufe waren noch zu erledigen. Der allerletzte Besuch bei ihrer Maman war noch kein ganzes Jahr her. Seitdem fühlte sich Maré nicht mehr wohl zu Hause. Seit der Beerdigung war Maré nicht mehr zu Hause.
Beim allerletzten Besuch, hatte ihre Maman sich über ihre Unterwäsche ausgelassen.
"Trägst du immer nur Sport-BH und Panties? Das ist Mädchenunterwäsche. Du bist doch erwachsen, Du bist eine junge Frau. Du solltest Sets tragen, Spitze und nicht diese albernen Mädchenschlüpfer." Sie hob die Panties noch hoch. Nächstes Mal ziehst dich etwas weiblicher an. Achte auf deine Kleidung ab jetzt. Ich sehe dich nur in Jeans, Pulli und Sportunterwäsche. Ich habe nur ein Mädchen, also solltest du dich schön kleiden.
Maré wollte beim Unterwäschekauf allein sein. Sie frühstückte und fuhr in die Stadt.
"Besteht dein Urlaubsangebot noch?" las sie die Nachricht von Denise.
"Aber ja. Kannst packen und wir fahren direkt nach der Vorlesung ab. Ich hole nur Teufelchen und den Katzenkorb ab, dann fahren wir los. Ich hole dich vor der Vorlesung ab."
"Yipee! Maré du bist ein Schatz! ich freue mich schon! schrieb Denise zurück.
Am nächsten Morgen luden sie Denise Gepäck in Maré's Auto.
Nach der Vorlesung, verfrachteten sie noch den Katzenkorb mit Teufelchen auf den hinteren Sitz, schnallten den Korb fest und fuhren los.
"Dein Bruder sieht richtig gut aus. Wow! Genau mein Typ" schwärmte Denise.
"Finger weg, er ist verheiratet und hat eine Tochter." klärte sie Maré auf.
"Waaas? Er sieht so "solo" aus." Denise Stimme klang enttäuscht.
"Was heißt "solo" aussehen?" Maré wunderte sich über die Redewendung.
"Er hat mich genau angesehen, er hat mich fixiert. So sieht man keine Frau an wenn man verheiratet ist." erklärte ihr Denise.
"Ich weiß nicht wie mein Bruder Frauen ansieht, ich habe ihn nie beobachtet wie er auf Frauen zugeht. Er ist aber verheiratet. Seine Frau ist sieben Jahre älter als er. Lange Geschichte, Denise. Bei Gelegenheit erzähle ich sie dir. "
"Nicht schön?" fragte sie neugierig.
"Nicht schön!" wiederholte Maré. "Tja da hat er etwas verpasst. Aber er hat sich entschieden." Maré's Augen füllten sich mit Tränen. "Er hat es nur verstanden meiner Mutter das Herz zu brechen, bevor sie ging."
"So schlimm? Entschuldige, ich wollte dich nicht traurig machen." sagte Denise leise.
"Tust du nicht. Es ändert nichts an der Tatsache ob ich darüber rede oder nicht. Fabian zieht mich immer runter. Auch wenn er gut und bestimmend und einnehmend aussieht, er ist es nicht."
Maré redete alles vom Herzen. Die schlaflosen Nächte, das Babysitten, das Zwischendurchlernen und über ihre Ängste.
"Wow!" rief Denise aus. "Heftig! ich muss dir sagen, dass du das alles hervorragend hinbekommst. Ich dachte immer du bist der glücklichste Mensch der Welt. Hast deine Familie um dich, kriegst immer Kohle zugesteckt, die Kerle sehen dir hinterher. Ich dachte immer du hast viele Dates und bist arrogant und wählerisch."
"Ich arrogant?" wunderte sich Maré. "Du bist die erste, die mich als arrogant einschätzt."
"Männern gegenüber!" berichtigte Denise.
"Das mit Sven hat vorerst gereicht. Und für irgendwelche Flirts oder One-night-stands bin ich nicht gemacht. Dafür bin ich zu schüchtern. Für alles andere lasse ich mir Zeit. Ich will mein Leben nicht mit Mann und Kind teilen. Dafür ist es noch zu früh und diesen Stress will ich nicht. Die Kerle sind alle so besitzergreifend. Die wollen immer gleich eine Beziehung."
"Beziehung ist doch schön!" schwärmte Denise.
"Ich bitte dich! Ich brauche meine Unabhängigkeit. Und das Besondere...du weißt ....habe ich dir schon gesagt....ich vermisse das Besondere."
"Und woher willst du wissen, ob du dein "Besonderes" nicht bei Adrian findest?" Denise ließ nicht locker.
"Sie ihn dir an? Er wirkt gestresst, ist aufbrausend und dann wiederum stumm wie ein Fisch und gedankenverloren. Ja nein, er wirkt so unreif. Merkst du nicht wie oft er seine Hände desinfiziert, seine Mundwinkel abwischt und jeden anpöbelt, wo er mit seinen Händen vorher war? Ich habe ihn noch nie in Jeans gesehen. Er ist immer herausgeputzt als würde er zu einer Feier gehen. Einen erwachsenen hilflosen Kommunionbubi brauche ich nicht in meinem Leben."
"OK. Abgehakt! Es gibt zu viele Svens auf dieser Welt."
"Und Adrian ist auch einer. Weg mit ihm!" bekräftigte Maré.
"Was ist mit dir und....dieser Markus." fragte Maré. "Läuft da etwas oder liebt ihr schon?"
"Ich bin nicht lebensmüde. Nur so bisschen....du weiß schon...Antistresssex." lachte Denise.
"Das reicht dir?"
"Vorerst schon. Ich lasse es langsam angehen. Andere Mütter .....du weißt schon."
Sie hatten noch ca. zwei Stunden Fahrt vor sich. Jede genoss auf ihre Art die vorbeiziehende Landschaft, die Musik, die aktuellen Nachrichten im Radio. .
"Oh, oh, ich verstehe nur Bahnhof. Die reden so schnell, ich verstehe kein einziges Wort obwohl ich Französisch im Leistungskurs hatte. Spricht ihr auch so schnell?" Denise hatte Angst sie würde da nichts verstehen.
"Aber nein!" Maré wollte ihr die Angst nehmen. "Es kommt auf die Region an, aus der man kommt. Am Oberhein orientiert man sich nach der Schweiz und am Unterrhein eher nach dem Schwäbischen. Es gibt auch eine Mischung davon. An einem Ort spricht man so und ein paar Kilometer weiter spricht man wieder anders. Aber man versteht sich untereinander. Französisch wird hier viel langsamer gesprochen als in Paris. Man weiß, aus welcher Region jemand kommt. Die Sprache variert wie in anderen Ländern auch. Man versteht uns, wenn man nicht ganz sprachlich unbegabt ist."
Denise schien erleichtert.
"Wir sprechen zu Hause Dialekt und auch noch sehr viel Deutsch. Französisch kommt nur vor wenn wir etwas Behördenkram erledigen, denn dafür kennen wir oft nur die französischen Begriffe. Und keine Angst, Oma frisst keine Menschen und mein großer Bruder ist nett und höflich und meine Schwägerin spricht Deutsch, da sie aus Kehl kommt. Aber meistens sind wie bei meiner Oma. Und wenn es die Zeit und die Umstände zulassen, fahren wir ans Meer."
"Danke, dass ich nicht gefressen werde!" lachte Denise. Sieht dein Bruder René auch so gut aus wie Fabián?"
"Hey! Augen und Finger weg. Der ist auch verheiratet. Und ja, er sieht meiner Maman sehr ähnlich." Maré schüttelte den Kopf.
"Hast du es schön hier!" rief Denise aus, als sie an der Einfahrt vor Maré's Großelternaus anhielten und ausstiegen. "Ruhig hast es hier. Viel zu ruhig." sagte Denise die im Großstadtlärm aufgewachsen ist meicht enttäuscht.
"Es wird gleich lauter. Lach nicht darüber. Oma nennt mich Herzchen."
"Wie süss!" rief Denise aus. "Meine Mutter und ich giften uns nur an. Und Vater hält sich raus. Ich muss schleunigst ausziehen."
"In jeder Familie wird gestritten, tröste dich." Maré kannte das nur zu gut.
"
Der Garten folgt dem Rhythmus der Natur und nicht dem des Kalenders. Der Rhythmus der Natur ist manchmal verlässlicher als ein Kalender.
Sie sog die milde Frühlingsluft ein und fühlte der frischen Kirschblütenduft ihre Lungenflügel füllte.
"April. Am Donnerstag beginnt die Osternfreizeit. Also in drei Tagen." dachte Maré. Sie hatte die Vorhänge am Fenster zur Seite geschoben und betrachtete die beiden Kirschbäume vor dem Fenster die in voller Blühte standen und sich im milden Frühlingswindtanz sanft hin und her wiegten. Die Klematis kletterten hartnäckig an den Holzspalieren empor und überwucherten sie fast mit ihren schönen weißen und mauvefarbenen Blüten.
Auf einen himmelblauen Post It Zettel schrieb sie ihre Liste de choses à faire:
Die Deckenlampe über dem Bett, die aussah wie ein leuchtender Igel, zeichnete lange stachelige Schatten an die Decke und auf seine Haut.
Er griff nach ihrer Hand, als sie auf der Bettkante saß und ihren BH aus weißer Spitze mit verwehten Rosenblüten bestickt zumachte.
"Wieso schläfst du heute Nacht nicht hier bei mir, mit mir?"
Maré sah ihm in die Augen. Sie waren frühlingsmeerblau. Ihr Gesicht spiegelte sich darin. Wie gerne würde sie sich Hals über Kopf in diese Retina, in die Tiefe dieses Augenmeeres stürzen und darin versinken, aber ein undefiniertes Irgendetwas hielt sie zurück.
Ein Blitzgedanke mit der Stimme ihrer Mutter, fragte sie: "versprichst du mir, dass du glücklich wirst, dass du vernünftig bleibst und zurückkommst?"
"Ja!" antwortete sie dem Blitzgedanken lautlos.
"Nein!" sagte sie mit fester Stimme. Sie wollte nicht mehr als nur eine Affaire. Sie waren nur Kommilitonen die sich nach der Vorlesung noch ein paar Stunden zum Lernen miteinander teilten.
"Wuschelkopf, bitte!" Seine Stimme klang flehend.
Zögernd legte sie sich neben ihn. Er drückte sie fest an sich. Für eine weitere kleine Ewigkeit verließ sie ihr Leben, um sich an seine Haut zu pressen, um sich wild und heftig, fordernd und herausfordernd zu küssen, um einen weiteren petite mort zu erleben. Sie waren Körper die sich nach einander sehnten, bis die Muskeln schmerzten, die Küsse auf den Mündern brannten, von dem sich Hingeben, von dem sich Geben, von dem Nehmen, von dem sich Öffnen, bis sie Liebestränen in den Augen hatten. Danach streichelten sie sich erschöpft, ihre Körper aneinander gepresst in den Schlaf.
Mit brennenden Körpern, einem letzten Kuss, einer zärtlichen Umarmung, noch einmal sanft gegen die Flurwand gedrückt, noch einen allerletzten Kuss, noch ein allerletztes Lächeln, kehrten sie am nächsten Morgen in ihr Studentenleben zurück. Fast gleichzeitig ließen sie einander los. Ihre Hände glitten langsam wie in einer Zeitlupe auseinander.
"Worauf habe ich mich denn eingelassen?" fragte sich sich während der Fahrt zur Universität. "Wieso mache ich ihm weitere Hoffnungen? Er sieht gut aus, ist sympathisch, zärtlich und liebevoll, aber für eine Beziehung ist es viel zu früh. Ich kenne seinen Alltag nicht. Er versteht meinen Humor nicht. Er korrigiert jeden grammatikalischen und phonetischen Fehler in meiner Aussprache. Er lacht mich oft aus. Mal bin ich die Ökotante, mal bin ein Wuschelkopf, manchmal sein Uni-Maskottchen. Und er hat den Bogen überspannt, als er mich bestrafte, wie er das abartige Spiel nannte. Jetzt ist endgültig Schluss."
Sie parkte ihr Auto und rannte über die Straße, dann um die Ecke und geradeaus zur Universität.
Es blieben noch fünfzehn Minuten bis zur Vorlesung. Sie setzte sich in eine versteckte Ecke im Flur und las sich durch die Aufzeichnungen vom Vortag.
Während sie las, sang sie leise vor sich hin."Far away from where you are.....and I wish you were here."
Maré sang so entfesselt, als ob ihr niemand zuhört. Ihre Stimme klang leise und warm als wäre sie eingehüllt in einer großen Stille und ausbrechen wollen. Sie wollte den Schmerz mit einem Lied übermalen, übertönen, überhören.
"Wow, war das schön!" hörte sie plötzlich eine Frau sagen. Maré erschrak und ihr Gesicht färbte sich bis zu den Haarspitzen rot. "Wie peinlich ist das?" dachte sie.
"Denise! Wieso zum Teufel schleichst du dich so an?" fuhr Maré ihre Kommilitonin an.
"Damit ich dich singen hören kann." lachte Denise. "Du kannst gut singen."
"Quatsch!" winkte Maré ab. "Mit einer flüsternden Stimme, würde ich nicht einmal mit dem Kinderchor mithalten können.
"Ich habe gehört, dass Sven und du zusammen seid. Du siehst so wunschlos glücklich aus Kind. Wieso erzählst du mir nichts davon? schmollte Denise."
"Waaas?" Maré viel aus allen Wolken. Wie bitte? Wer hat dir das erzählt?" hakte Maré nach.
"Na, er hat es dem Patrick erzählt und der der Frauke und mir." sagte sie lachend. "Ihr seid doch grundverschieden. Ihr passt nicht zusammen. Was willst du mit dem?"
"Wir hatten ein ein paar Mal Sex miteinander. Ist doch viel zu früh umm über eine Beziehung nachzudenken. Geht das hierzulande so schnell voran? Also bei uns lässt man sich mit Beziehung und Zusammenziehen schon etwas länger Zeit."
"Ihr habt doch schon miteinander mehrmals gefögelt. Da macht sich einer normalerweise schon mal Hoffnungen. So geht das hier." sagte sie als wäre sie von mir enttäuscht. "Er hat aber erzählt, dass er auf der Suche nach einer neuen gemeinsamen Wohnung seid?"
"Er sucht sich eine Wohnung, da er raus will aus seiner Studentenbude. Da habt ihr etwas misverstanden." Maré fand die Fragerei viel zu persönlich, viel zu intim.
"Wir leben im 21 Jahrhundert Kind." Maré fühlte sich in eine untere Schublade gesteckt. "was heißt normalerweise? Gibt es dafür auch schon Regeln?" Maré's Nervenstänge liegen blank, wie gerissene Seile. Sie fühlte sich wie ein Blatt im Herbstwind. Abgerissen, durchwirbelt und fallen gelassen.
"Wie geht es mit euch weiter? Denise hatte eine Ungeduld in ihrer Stimme, die bei Maré zu jenem Zeitpunkt nicht gut ankam.
"Ich weiß es jetzt noch nicht." antwortete Maré mir einem aggressiven Unterton in der Stimme. Sie atmete tief ein und sagte fest entschlossen: "Gar nicht."
"WOW" Wuschel du bist eine Blitzentscheiderin! Bravo!" antwortete Denise etwas enttäuscht. Komm, wir sind Freundinnen. Ich erzähle niemandem etwas davon!"
Innerlich schrie Maré auf. "Ich will den nicht! Der bestimmt nicht über mich."
"Denise, es geht nicht weiter. Ich mag sein bestimmendes Verhalten nicht. Wenn es nicht nach seinen Vorstellungen geht, ist er eingeschnappt und redet nicht mit mir. Ich habe es satt immer die Wogen zu glätten. Ich blieb einmal über Nacht bei ihm und ich hatte keine Decke um mich zuzudecken, weil er meinte "Strafe muss sein, da ich vorerst nicht bleiben wollte. Ich habe meine Jacke angezogen und fror trotzdem, weil er keine Heizung eingeschaltet hatte."
"Du, Maré, ich habe schon gehört, dass er eigen sei. Patrick, sagte, wehe du erzählst es jemand, Sven hätte seine frühere Freundin sogar georfeigt. Also wenn du mich fragst, glaube ich es auch."
"Denise, bitte, ich möchte nicht mehr über ihn reden." flehte Maré. Die Angst legte sich wie ein Umhang über ihre Schulten und schien sie niederzudrücken.
Nach der Vorlesung schrieb sie ihm eine sms.
"Ich will dich nicht mehr sehen und nicht mehr hören. Verpiss dich aus meinem Leben. Du bist kein Mann, du bist ein Idiot! Du verfluchtes Arschloch!"
"Ich verstehe nicht was du meinst, aber ich rufe dich in zehn Minuten zurück, dann kannst es mir erklären." blinkte Maré's Handy eine Nachricht.
"Ich muss dir nichts erklären du Tratschmaul" schrieb sie zurück.
Danach fuhr Maré nach Hause. Um zu lernen war sie viel zu aufgewühlt. Sie rief am Abend ihr besten Jugendfreund Stéphane an.
" Nun ja, du hast ihm mehr als nur Hoffnungen gemacht. Entweder hat er sich in dich bedingungslos verknallt, oder aber er kann wirklich nichts für sich behalten. Solche emotionsinkontinente Menschen gibt es auch. Man(n) genießt und schweigt und bemüht sich, dass es weiter geht. Und wenn es dann nicht weiter geht, sollte man gehen. Man muss nicht immer befreundet bleiben. Man trennt sich und legt alles ad acta. Halte dich einfach ganz zurück mit Flirts und Sonstigem. Es ist nicht deine Welt. Bist unvernünftig."
"Sag mir Stéph, warst du schon mal so richtig verliebt? So mit allem Drum und Dran und Drin?" fragte Maré um ihre Wut auf Sven etwas abzumildern.
"Drum und Dran und Drin?" lachte Stéphane auf. "Wenn du mir erklärst was su damit meinst."
"Du lernst jemanden kennen...."
"Wenn ich sie sehen würde....." Stéphane's Stimme klang bedrückt.
"Unterbrich mich bitte nicht, ja?!" tadelte sie ihn.
"Pardon! Wenn ich jemanden kennen lernen würde...." wiederholte er.
"Da passiert doch etwas..." stotterte Maré
"Was soll da passieren? Bin gespannt..."
"Denke nicht sexualisiert. Ich bin deine Freundin" schrie sie.
Stéphane lacht laut auf.
"Meine Götter, hör auf zu lachen. Mein Ohr tut schon weh,"
"Du meinst man verliebt sich auf den ersten Blick in jemanden, man vermisst diesen Menschen, man sehnt sich nach ihm und man trägt ihn Tag und Nacht in seinen Gedanken?" fragte Stéphane leise. Meine Antwort: Ja. Aber was soll die Frau denn mit einem Mann anfangen. Irgendwann muss sie mich mit einem Blindenhund teilen."
"Halt die Klappe! Ja das meinte ich. Le fil rouge - der rote Faden. Du kennst die Geschichte mit den roten Fäden, die sich miteinander verknüpfen, die sich ineinander verflechten und egal wie einer daran zieht, der Faden reißt nicht."
"Die Geschichte kenne ich, aber der rote Faden ....du fragst mich Dinge....nein der rote Faden ....sprechen wir über dich Maré. Wie kommst du aus dem Chaos heraus? Sprecht euch noch einmal aus. Sage ihm das was du mir gesagt hast. Dass du es langsam angehen möchtest und dass er mit eurer Beziehung nicht hausieren geht."
"Ich will ihn nicht mehr sprechen. Ich würde ihm nicht mehr vertrauen. Wer weiß wie er sich in einer Beziehung verhält. Du weisst doch wie schwer es meine Eltern hatten. Ich will so etwas nicht." antwortete Maré mit einem zurückgenommenen Ton der ihrer Stimme Traurigkeit verleihte.
"Wieso diese Angst Maré? Nicht jeder Mann ist wie dein alter Herr, der dir zwar ein guter Vater war, aber kein guter Ehemann für deine Maman. Du kannst doch entscheiden mit wem du eine Beziehung führst, mit wem du eine Affaire willst und wen du heiratest. Was andere über dich denken mögen, kann dir doch egal sein. Du lebst dein Leben und die anderen ihr eigenes Leben. So einfach ist es. Du kannst das. Und denke daran Hypothesen und Gefühle sind keine gute Grundlage um endgültige Entscheidungen zu treffen."
"Er hat etwas Merkwürdiges an sich und in sich. Egal was ich sage, oder wie ich es sage, er tut so als würde ich eine ihm unbekannte Sprache sprechen. Er akzeptiert keine Diskussionen. Er nennt sie Wiederworte. Ich habe bei ihm übernachtet. Zuerst wollte ich nach Hause um zu lernen, da ich noch einiges nachzuholen habe. Dann entschloss ich mich zu bleiben.
Mitten in der nacht zog er mir die Decke weg und meinte, das wäre die Strafe, weil ich nicht bei bleiben wollte. Ich entschuldigte mich, redete auf ihn ein. Er lachte und sagte: "Klappe oder du fliegst aus dem Bett."
Ich zog mich an, drohte ihm mit der Polizei, wenn er mich nicht gehen ließe.
Er lachte und meinte es wäre doch nur Spaß. Er wollte meine Reaktion testen."
"Du Liebes, du musst ihn einzeigen! Zeige ihn an! Höre auf deinen besten Freund Stéph, zeige ihn an. Liebes soll ich meine Maman bitten dich abzuholen. Du kannst dich bei uns verstecken. Du weißt Liebes, sie würde sofort losfahren dich zu holen."
"Nein, Stéph. ich versuche es so zu regeln. Aber ich bin dir dankbar für deine Hilfe und für deine Freundschaft." Sie hätte gerne noch "für deine Liebe" gesagt, aber sie fühlte nicht diese erotische Liebe für ihn, sondern eine tiefe innige Freundschaft. Wenn man in einem Rudel Kinder aufwächst, sieht man sie als Geschwister.Sie sah ihn wie einen ihrer Brüder an.
Sie verabschiedeten sich voneinander mit dem Versprechen sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.
Elice sagte ich würde mich isolieren. Irgendwann würde ich zu einem Kokon mutieren und aus dieser Hülle nicht mehr herausfinden
Ja, ich isoliere mich, nicht weil ich keine Menschen mag, sondern weil ich mich im Kontakt mit der Welt, dem Lärm, der Menge, den zu langen Diskussionen erschöpfe, auch weil ich lieber allein bin als von Menschen umgeben, die nicht auf gleichen öder ähnlichen Frequenzen vibrieren wie ich.
Nein, ich sage nicht, dass sie weniger interessant sind. Sie sind bestimmt intelligenter, besser, interessanter als ich. Ich habe keine hohen Ansprüche. Ich sage nur, unsere Empfindungen und Gefühle erreichen nicht die gleichen Höhen.
Ich sage auch, ich weiß was ich will und wohin ich gehe und was mir überhaupt nicht passt. Ich brauche keine Gesellschaft. Ich fühle mich nie allein, ich fühle mich wunderbar in der Stille.
Und wenn ich Menschen empfange, dann deshalb, weil ich sie mag, weil ich sie zu meinen Freunden zähle und weil der Wunsch da ist und auch das Vergnügen!
Sehr oft gehe ich aus meine Ruhe, meinem inneren Frieden, meinen Ressourcen, meinem Loslassen, meiner Gelassenheit immer wieder aus meiner Blase "allein zu Hause" oder draußen "mitten in der Natur" heraus.
Ich liebe Menschen sehr, höre ihnen zu, berate sie und helfe ihnen ... Aber danach fordert mein "Ich" eine Pause.
Ich bin selektiv was Freundschaften betrifft. Ich bin ein selektiver Empath. Ein Empath, der auf seine Gefühle, auf seinen Körper, seinen Geist und auf seine Seele hört. Ich fühle mich nicht allein oder sogar einsam. Wenn ich mit jemandem meine Zeit verbringe ist es nicht nur um eine Lücke zu füllen, sondern weil ich diesen Menschen mag oder sogar liebe.
Elice sagt es sind Ausreden. Ich rede nur die Isolation schön.
Ja nein, tue ich nicht!
Je vais prendre mon courage à deux mains. Je ne vais pas avoir peur du vide. Ich werde meinen Mut in beide Hände nehmen. Ich werde diese Leere überwinden. Diesen Stein mit scharfen Kanten, der sich Platz in meinem Herzen macht, werde ich entfernen, bevor er mich aushöhlt. Zum Teufel mit dem Traurigkeitsstein!
Ich verstecke mich hinter den Worten vor mir selbst und verliere mich. Ich verliere mein Ich.
Der Stein ist die Angst vor Veränderungen. Obwohl ich mich dem logischen Alltag anpasse, viel dazu lerne, ist meine emotionale Veränderung gefühlte Ewigkeitsschritte zurück.
Und ich verändere mich ständig und versuche, das Selbst zu finden, mit dem ich leben kann mit dem Selbst ich mich versöhnen kann ... Und ich frage mich......ob Maman mich dann noch finden könnte.....
Maman würde mir verbal die Ohren lang ziehen. Sie würde außer sich sein, wenn ich nichts aus mir machen würde, wenn mein Leben zum emotionalen Herzstillstand kommen würde, ich mich im Universum verlieren würde. Sie würde mich überall finden. Mütter sind verzauberte Feen mit schokoladebraunen Augen und zarten Händen. Sie wissen am besten, wie sie die Angst und den Schmerz vertreiben können.
Was habe ich denn zu bieten? Strubbelhaare, einen Körper wie ein Teenager mit 16. Da sind manche 16jährige femininer als ich. Herzklappen die sich nicht richtig schließen, Sarkasmus und Ironie.
"Verspichst du mir, dass du glücklich wirst"? fragte Maman, als wir uns zum letzten Mal umarmten. Wir umärmelten uns, als würden wir uns nicht mehr von einander lösen wollen.
"Aber ja, irgendwann mal," antwortete ich und mir fiel gar nicht auf wie weit weg Maman von mir schon war. Wie weit weg von ihrem Leben, als wüsste sie schon, dass es bald enden würde.
Was habe ich noch alles verpasst, übersehen, überhört...
Ich vermisse Maman. Ich vermisse ihre leise und ruhige Stimme, als hätte sie alle Ruhe der Welt in ihrer Stimme gesammelt, wie eine Wolke alle Regentränen sammelt.
Was ist wenn ich mich irgendwann nicht einmal mehr an ihre Stimme erinnere? Wenn ich in nicht einmal mehr in Gedanken mit ihr reden kann. Was ist wenn ich ihren schelmischen Blick vergesse, oder ihre zärtlichen, weichen Hände wie sie durch meine Strubbelhaare fuhren. Wie sie mich Schäfchen nannte.
Wenn ich sie träume, sieht sie mich mit müden, glanzlosen Augen an. Und ihre blassen, blutleere Lippen die mich zitternd fragten: "Du kommst doch zurück? " Ich fühle ihre leichte Hand auf meiner Schulter und höre ihre Stimme an meinem Ohr leise flehend "du gehörst hier her," sagen.
Elice hat Recht: ich verkrieche mich.
Die Zeit ist da
um ein Morgen in ein Heute zu verwandeln
ein Heute in ein Gestern
und ein Gestern in eine Erinnerung
oder in ein Nichts
Elice ist nicht da. Sie versteht es nicht wieso ich in einem fremden Land in einer ihr fast fremden Sprache studiere. Sie spricht zwar Deutsch aber sie tut sich relativ schwer damit. Mit ihr würde ich gerne um die die hiesigen Hochhäuser ziehen. Sie wäre von der Großstadt begeistert.
Ich kenne nur den Weg zur Universität, zum Wochenmarkt, zum Krankenhaus und zum Fluss. Ich vermisse Elice und ihre Seitenschubser mit dem Ellenbogen in meine Rippen.
Sie würde jetzt meine Hauspuschen von den Füßen reißen und in die Ecke werfen, mir Schuhe anziehen und mich von der Couch zerren. Ich würde mitrennen, da ich mich nicht losreißen könnte.
Hier habe ich nur schlechte Kollegen, gute Kollegen und bessere Kollegen und ein paar Kommillitonen, die mich ab und zu einladen mit ihnen um die Häuser zu ziehen und denen ich in letzter Zeit immer absage.
©Émilia
Ich versuche, das Lied meines Herzens
Wort für Wort und Note für Note aufzuschreiben.
Die wichtigsten Zeilen wurden auf summendes Murmeln reduziert.
Ich muss es aufschreiben. Ich muss die Stille ausfüllen die die Musik überholt hat.