jeudi 13 août 2020

Sehnsucht ohne Namen

Die Sonne stand schon sehr tief am Abendhimmel und das Abendrot zeigte sich in seinen wunderschönsten Farben. Wenn der Abendrothimmel sehr schön war, sollte der nächste Tag sehr schön werden, liest man in den alten Bauernregeln.
Sie rannte entlang der Dünen zum versteckten Strand in einer verwilderten Bucht in der wilde Myrthe und Cistrosen wild blühen. Der Sommerabendwind spielte mit ihren dunkelbraunen wilden Locken und wehte immer wieder eine Locke ins Gesicht.

Sie setzte sich in den sommerwarmen Sand und lauschte dem Rauschen der Wellen. Verspielt nahm sie eine handvoll feinen weißen Sand und ließ ihn körnchenweise durch ihre feingliedrigen Finger rinnen. Sanduhrspiel nannte sie es.
Dann zog sie ihre Sandalen aus und spielte mit den Zehen im Sand. Sie genoss es den Sand unter den Sohlen zu spüren und blickte lächelnd auf ihre Fußspuren im Sand. Sie krempelte ihre Jeans bis zu den Knien hoch und ging ins Wasser, watete lächelnd durch die Wellen.
Urplötzlich gleichzeitig mit dem nächsten Augenblick war sie da: - die Sehnsucht. Sie ist wie aus einem unbekannten Etwas emporgeschnellt und umfasste ihr Herz, bestimmte den Weg ihrer Gedanken.
Da gibt es doch etwas! flüsterte sie lautlos. Die Stimme der Sehnsucht ist leise bis laut, flüsternd bis schreiend.
"Ist das die Herzstimme?" dachte die Sandfrau. "Wenn ja, dann ist sie in diesem Augenblick aber sehr bestimmend."

Wie im Meer gibt es auch im Leben Gezeiten, sagt man. Diese Liebe, eine unbändig innige und tiefe Liebe in die man sich fallen lässt, sich ihren Tiefen hingibt, sich darin verliert, eins wird mit dem geliebten Menschen, um sich selbst zu finden und daraus herauswächst. Diese innere Entschlossenheit, ein inneres Wissen - im Leben etwas richtig zu machen und es fühlt sich richtig gut. an. Und Die Sehnsucht - eine Entdeckungslust im Wirbel der Gezeiten  - les remous de marée.

Die Sandfrau, nennen wir sie Maré (Marie, Marei, Maria, Mareille.....wie marée - französisch Gezeiten)  watete and Ufer, wartete bis die Abendsonne noch ihre Füße trocknete, streifte den Sand von den Füßen, schlüpfte in ihre Sandalen, klopfte sich den Sand von den Jeans und rannte den Weg an den Dünen entlang nach Hause.

"Den Menschen dem man tief in die Augen sieht, in den man sich auf den ersten Blick verliebt und sich gleichzeitig zu Hause fühlt, sagt man, soll es geben,"dachte sie während sie die enge mit alten Plastersteinen asphaltierte Seitengasse mit den kleinen Bauernhäusern die zum versteckten Strand führt entlanglief. "Man sieht jemanden in die Augen, lässt sich vom Wirbel deren Gezeiten mitziehen, lässt sich im Liebesmeer fallen und tragen. In jedem Blick suche ich den Menschen und an jedem Menschen den einen einzigen Blick der alles beinhaltet. Bis anhin fand ich diesen heftigen Gezeitenblick, in dem ich mich bis auf den Grund fallen lassen könnte, nicht. Die Sehnsucht nach dem "Sich fallen lassen können" bestimmt heute schon meinen ganzen Tag."

Es war ganz still um sie herum. Die Gasse war menschenleer. Die Sonne hatte sich in den Tag gebrannt und nicht einmal der Sommerwind am späten Abend konnte etwas Abkühlung verschaffen. Die leise Dorfmelodie wurde immer lauter. Das Dorfauge umgeben von vielen Getreidefeldern und Weingärten wurde im Hochsommer erst kurz vor dem Sonnenuntergang lebendig. Die Gärten werden bewässert, das Gras wird gemäht, oder das Heu wurde gewendet. Es duftete nach Essen, nach Ernte, nach reifem Obst und nach frischgebackenem Brot.
Kinder spielten noch in den Vorgärten und ihr Lachen war eine wunderschöne Liebesmelodie, eine Hommage an das Leben, das noch vor ihnen liegt.

"Verlieben kann man sich schnell, " dachte sie.
"Auch wenn es mit einem leichten Gezeitenwirbel beginnt, und später über die Lieblingsmusik und Lieblingsfarben gesprochen wird, mitunter auch über das Lieblingessen und über die Lieblingsjahreszeiten, kommen später die schwierigeren Fragen und die gefährlichen Fragen, wie welche Träume man hat, welche Urängste man in sich trägt. Oft nach den Antworten, die oftmals auf Unverständnis und Ablehnung stoßen, versucht man sich zu verstecken, oder allen Fragen so geschickt wie nur möglich auszuweichen. So bedeckt man die Nacktheit der Seele, vor spöttischen  Lächeln, vor Verletzungen und vor allem versteckt man sich vor sich selbst. Dann ist Ebbe auf die keine Flut mehr kommt. So wird die Liebe trockengelegt, bevor sie als zarte Knospe aus der Verliebtheit wachsen kann." 

Und so brachte sie die Sehnsucht wieder einmal geschickt zum Schweigen. Noch einmal tief einatmen vor dem Schweigen. "Heißt es nicht "So zu tanzen, als ob dir niemand zusieht?" Ich aber habe so viel in meinem Ich, in meiner Stimme gefesselt. Ich habe so viel Lebendigkeit zusammengedrückt und in meine Herzkammern verstaut, nur weil der über meine naturkrausen Haare lachte und sie Wischmop nannte, oder der sich über jedes falsch ausgesprochene Wort lustig machte, oder der bei dem ich nie müde sein darf, um nicht als gelangweilt zu gelten. Und der und jener und der andere.......lieber Ebbe als einen halbherzigen Wirbel.
Aber ja, als wären Hypothesen und Gefühle grundlegender als gesunde Logik."


Aus den Augenwinkeln lösten sich zwei Tropfen und weinen sich über ihre Wangen. Sie schmeckte das Salz. Es war kein Meerwasser.


Salz: Meerwassersalz, Tränensalz.....auch eine Art Sehnsuchtsalz.










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